Moritz Götze

Moritz Götze (* 1964 in Halle) ist ein zeitgenössischer deutscher Maler und Grafiker, der vor allem für seine Emaille-Arbeiten bekannt geworden ist. In seinem Werk stellt er auf vielschichtige Weise Parallelwelten dar und lässt sich in diesen von Pop Art und Comic Elementen beeinflussen.

Biografie

  • 1964 in Halle geboren 
  • seit 1986 freiberuflich als Maler/Graphiker 
  • 1991-1994 Lehrauftrag für Serigraphie, Hochschule Burg Giebichenstein, Halle 
  • 1994 Gastprofessur für Serigraphie, École Nationale Supérieure des Beaux Arts, Paris 
  • 1996 Kunstförderpreis des Landes Sachsen-Anhalt 
  • 1997 Grafikpreis der Vereinigten Zigarettenfabriken Dresden 
  • 2000-2004 Gestaltung des Erscheinungsbildes der Leipziger Buchmesse 
  • 2008 Bühnenbild "Hamlet", Neues Theater, Halle 
  • 2015/16: Neugestaltung der Schlosskirche St. Aegidien in Bernburg


Moritz Götze - Komponist
(von Michael M. Marks)

Optisch in eine Bildwelt Moritz Götzes einzudringen, heißt einen neuen Kosmos zu entdecken. Man begegnet dort Parallelwelten, die die diesseitige Welt darzustellen, paraphrasieren oder zu interpretieren zu scheinen. Letztendlich aber wird der Künstler zum Schöpfer einer eigenen Realität, mit eigenen Gesetzen und Wahrheiten. Kunst schaffen heißt schlussendlich immer einen Status Quo zu analysieren, interpretieren und in der Darstellung auf einen subjektiven Nenner zu bringen. Bei dem 1964 geborenen Götze hat diese Schlussessenz allerdings die Kraft einer völlig eigenen Bildgattungsidentität gewonnen, die ihn und sein Oevre so markant, wiedererkennbar und sammelwürdig machen.

Es ist, als ob man zufällig auf ein Loch in der Atmosphäre stieße und beim Hineinschauen Zeuge einer bereits ablaufenden Geschichte würde.

Diese Geschichte hat -egal, wann ich schaue- immer begonnen und an dem Punkt, in dem ich als Betrachter hinzustoße, ist meine individuelle Einschätzung der Situation gefragt, die für den Ausgang dieser wunderbaren Story immer nebensächlich ist. So werde ich Zeuge einer wahren Flut an Dingen, Menschen und Ornamenten, die der Künstler heldenhaft jonglierend herumwirbelt und als Garn zum Stricken seiner Geschichten nutzt. Reich an Accessoires, Zitaten und Materialcollagen bedient sich Götze -wie einem Selbstbedienungsladen der Kunst- frei an allem, was zugänglich ist. Wie Picasso, der seinen "objekt trouves" Dinge nahm, betrachtete und zu Kunst umfunktionierte, zelebriert Götze dieses Durcheinander an Farben, Formen, Materialien, aber auf seine ganz eigene, typische Art und bringt Dinge zusammen, deren Schnittmenge zuvor jeder andere bestritten hätte. Seine Protagonisten sind immer aus einem Strich, markante Wesen, die heldenhaft, meist schweigend durch die Farbmeere und Formberge schreiten, agieren oder einfach nur beobachten.

Auch Worte, Schriftzeichen adoptiert er in seine Bildfamilien hinein, oft das Geschehen erklärend, manchmal fragend. Häufig aber nur zu einer Feststellung dienend. Eine frühe Emaille, die ich erwarb, zeigt ein Bild auf einer Palette inmitten des goldenen Schnittes mit der Aufschrift: "Schön". Sicher ist der Arbeit mehr an Interpretation und Inhalt zuzuweisen. Vielleicht ist aber "schön" auch einfach ausreichend. Schön.

Einmal Jäger und Sammler, knöpft sich der Künstler auch unverholen in seiner Motivwahl Kunsthistorisches, wie Kulturgeschichtliches vor. So, dass es eine Freude ist. Die Dame im modernen Kleid als crossover mit dem Rokoko konfrontiert, ist sicherlich charmanter als ein Luftduell verschiedener Kampfflugzeuge im Rokokohimmel, aber mindest ebenso spannend. Beim Abschuss einer Maschine in der Tragik vielleicht noch fesselnder.

Hoch leben die Künstler, die wider aller Erwartung das tun, was sie wollen, nicht, was von Ihnen erwartet wird. Der horror vacui in der Darstellung A wird bei Götze lange nicht zur Tradition und somit Langweile in Bild B. Weil es sich eben um ein ganz anderes Bild handelt. Und warum soll ein Emailleschild ausschliesslich der Werbung dienen, wenn es sich bestens als Malgrund eignet und in der Steigerung dieser künstlerischen Konsequenz sogar noch als fiktives Werbebanner zwischen Hommage und Persiflage zu einem eigenen Genre wird. Ich wünschte mir mehr solcher Künstler, die kreiieren, schaffen, schöpfen. Mit Mut, Geist und Kreativität, Schranken von Verhaltensregeln niederreißend, die vielleicht für uns Normalmenschen gelten mögen. Nie aber für Künstler.



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