Silvia Siemes
Silvia Siemes
Die Bildhauerin Silvia Siemes modelliert ihre Plastiken aus in Engobe-Technik zart eingefärbter Terrakotta. Ihre wunderbar anmutenden Keramiken wirken allein über Blick und Haltung, sie stehen stets für sich, versunken und träumerisch den Betrachter durchblickend.
Protagonisten sind einzelne Frauengestalten, die in zurückhaltend matter Farbigkeit alleine stehen und dabei eine tiefe innere Gelassenheit ausstrahlen. Ohne Pathos fängt die Künstlerin sie in Augenblicken des absoluten Bei-sich-Seins ein.
Dargestellt werden Alltäglichkeit und Intimität. Die Figuren erzählen kaum konkrete Geschichten über sich, alleine über Kleidung, Körperhaltung und Größe lassen sich vage Interpretations-Rückschlüsse ziehen, wodurch dem Betrachter enormer Freiraum für die eigene Phantasie gegeben wird.
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Biografie Silvia Siemes
1960 geboren in Freiburg
1983-87 Studium an der Staatlichen Porzellanfachschule Selb; Ausbildung zur Kerammodelleurin und Formentwerferin
1987-95 Studium der Bildhauerei an der Hochschule für Künste Bremen
1995-96 Meisterschülerin bei Prof. B. Altenstein
1996 Mitbegründerin der Ateliergemeinschaft "Fabrik 84" in Beuren bei Nürtingen
2004-07 Atelierstipendium des Landkreises Esslingen
2006 Arbeitsstipendium, Zukunftswerkstatt Mariposa, Teneriffa
2010 "Intonation", Keramiksymposium, Deidesheim
2012 Lehrauftrag für Bildhauerei, Hochschule für Kunsttherapie Nürtingen
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Zahlreiche Ausstellungen und Messebeteiligungen (Auswahl)
"Westerwaldpreis 2009 – Keramik Europas" Keramikmuseum Westerwald; Staatliche Majolika Manufaktur Karlsruhe; Katholische Akademie der Erzdiözese Freiburg; "Kunstsammlung des Landkreises Esslingen" Esslingen; "Die Bremer Bildhauerschule" Gerhard-Marcks-Haus Bremen; Danmarks Keramikmuseum Middelfart (DK); Europäisches Industriemuseum für Porzellan Selb
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Zu den skulpturalen Arbeiten von Silvia Siemes
Ganz für sich
Die Arbeiten von Silvia Siemes sind durchaus als modern zu bezeichnen, obwohl sie einen klassischen Hintergrund haben. Diesen hat die Künstlerin aber in einen zeitgenössischen Kontext übersetzt und damit ihr Werk kunsthistorisch wie ästhetisch in heutige Tage hinübergerettet.
Sind die Protagonisten des Siemes’schen Werkes solche, die uns durchaus beim Bummel durch das Städtchen begegnen könnten, vertraut in Mimik, Gestik und Habitus, (so) grenzen sie sich dennoch durch ihre Existenz in der Welt der Kunst ab, ist doch ihre komplette Erscheinung künstlerisch, abstrahiert, verweltfremdet, dabei nicht weggetreten, sondern vielmehr skulptural kontemplativ. Gerade so, als sei eine Plexiglashaube über das Keramikgebilde gestülpt, um es vor äußeren Zugriffen, und kämen diese allein über das Auge des Betrachters, zu schützen. Und das gelingt jedem dieser wunderbar anmutenden Keramikwerke allein über Blick und Haltung, nicht immer abgewendet, aber stets für sich, versunken und träumerisch den Betrachter durchdringend. So sind diese vom Werkstoff herrührend kühlen und dennoch emotional wärmebeladenen Wesen in sich gekehrt, verhalten, nie abweisend, existent in ihrem Kosmos, einer ganz eigenen Welt … .
Dadurch, dass die Figuren nie lebensgroß dargestellt werden, ist eines sofort klar: Die Künstlerin strebt keine realistische Formabnahme der menschlichen Gestalt an, sie will lediglich eine Geschichte menschlichen Daseins erzählen. Welche genau diese aber ist, behält die Figur für sich … Das was mir, dem Betrachter, bleibt, ist, mir diese auszumalen, Vermutungen anzustellen oder das Experiment zu wagen, von außen nach innen zu schließen. Wem von uns ist dieses Anliegen nicht bekannt? Dabei macht es uns Siemes nicht leicht: keine Accessoires, keine ausgefallenen Frisuren, die bestimmte Gruppierungen vermuten lassen, keine Embleme, Labels oder sonstiges, was es dem Homo sapiens im Apple-Zeitalter leichtmacht, Menschen aufgrund der Kleidung oder der Nobelkarosse (oder eben nicht) zu verschubladen. Keine Chance. Und nie ist die für sich stehende Figur einsam ¬– eben nur für sich. .
Und dort angelangt, sind wir bei der größten Kraft der Künstlerin (und der Kunst überhaupt): in kreativen Großtaten auf eigenem Terrain Themen abzuarbeiten, die nicht Mühe und Qual, (sondern) vielmehr Leichtigkeit, Freude und Fließen spüren lassen, in großer spielerischer Kraft. Habe ich eine Siemes-Keramik als solche identifiziert, werde ich auch die nächste Arbeit einordnen können. Zwar variieren ihre Gestalten aus Ton und Terrakotta in Geschlechtlichkeit, Alter und Größe, eines aber haben sie alle gemein: die Handschrift der Künstlerin, die diese Wesen schafft, aus Erden hervorbringt, voller Liebe und Individualität … .
„Leserlichkeit ist die Höflichkeit der Handschrift", sagt Friedrich Dürrenmatt, dies gilt auch hier, wenn auch auf den ersten Blick nur in der äußeren Erscheinung. Dabei ist die Wiedererkennbarkeit nicht Grundlage, diese Kunst zu schaffen, sondern deren Ergebnis. In verhaltener Farbigkeit kommen die Figuren daher: Wäre Siemes eine Malerin, ihre Leinwände wären monochrom, denn Grau, Beige, Braun & Zartes, das ist das Kolorit ihrer Palette. Die Arbeiten sind engobiert, d. h., die Oberfläche ist mit einer Begussmasse, einer wässrigen Tonmineralflüssigkeit eingefärbt, ohne dass dadurch eine haut- oder fleischähnliche Oberfläche entstünde. So erreicht die Bildhauerin die Umsetzung ihrer künstlerischen Intention, nämliche eine Figur entstehen zu lassen, die im Wesen eine Metapher ist, die Zeugnis ablegt für menschliches Sein. Und immer hat dabei die Farbe etwas Malerisches auf der Oberfläche der Skulptur. .
Es ist völlig nebensächlich, welchen Beruf, welche Religion oder familiären Hintergründe die Dargestellten haben, wie es etwa in der Porträtkunst der niederländischen Klassiker von höchster Bedeutung war. Im Vordergrund steht vielmehr, deren Physiognomie, das Sein, in sitzender oder stehender Position per se. Ihr Tun liegt in ihrer unverkennbaren Präsenz! Und diese ist, wie so oft, als Kunst-Kniff angewendet, ob als Büste oder Vollfigur im Dreiviertel- oder Halbmaßstab: Nicht wer, lediglich, wie ist diese Figur?! .
Der Rest obliegt mir, dem phantasierenden Betrachter ….
Michael M. Marks
Werke
Bleiben Warten 06 05 22
Skulptur aus Terrakotta
in Engobe-Technik koloriert
signiert 06-05-22
Preis auf Anfrage
Bleiben Warten 14 01 23
Skulptur aus Terrakotta
in Engobe-Technik koloriert
signiert 14-01-23
Preis auf Anfrage
Bleiben, Warten 180313
in Engobe-Technik koloriert
aus der Reihe "Bleiben, Warten"
Signiert: Siemes 18.03.13
Preis auf Anfrage
Große Stehende
Skulptur aus Terrakotta
in Engobe-Technik koloriert
aus dem Jahr 2018
Preis auf Anfrage
Halbfigur Lena 04 02 19
Skulptur aus Terrakotta
in Engobe-Technik koloriert
signiert 04-02-19
Preis auf Anfrage
Transit 1+2
2 Skulpturen aus Bronze
aus dem Jahr 2012
Auch einzeln erhältlich. Letzte Exemplare!
Exemplar: 3/3
Preis auf Anfrage